Den Bokeh Effekt sieht man vor allem bei Portrait- und Modefotos, aber auch bei Food-Fotos, in Bildern von Blüten und generell bei Nahaufnahmen: Gemeint ist die sahneweiche Unschärfe hinter dem Hauptmotiv, die seit einigen Jahren mit dem japanischen Wort „Bokeh“ bezeichnet wird.
Dabei soll der Foto-Hintergrund unscharf gemacht werden und stimmungsvoll verschwimmen. Dadurch wirkt das Bild eleganter und das Hauptmotiv sticht eindrucksvoll hervor. In unserem Beitrag erfährst du, was du beachten musst, damit du den Bokeh Effekt erzielst – beim Fotografieren und bei der Bildbearbeitung.
- Bokeh fotografieren: Tipps und Tricks
- Beim Bokeh Effekt kommt es auch auf die Details an
- Der Bildaufbau entscheidet beim Bokeh Effekt mit
- Teste Bokeh-Effekte per Internet
- So kannst du am Handy den Hintergrund verschwommen machen
- Bokeh-Effekt per Computerprogramm
- Mach mehr aus deinen Fotos mit Bokeh Effekt!
Bokeh fotografieren: Tipps und Tricks
Du möchtest die stimmungsvolle Hintergrund-Unschärfe direkt beim Fotografieren erzeugen und weißt nicht genau, welche Kamera mit welcher Einstellung sich am besten eignet?
Am besten orientierst du dich an den Faustregeln für starkes Bokeh.
Die wichtigsten Regeln der Kameratechnik für einen starken Bokeh Effekt:
- Mit großen Kamera-Sensoren entsteht mehr Bokeh als mit kleineren Sensoren. Eine dicke Vollformat-Spiegelreflex-Kamera (zum Beispiel Canon R6, Nikon Z5 oder Sony Alpha 7R IV) hat mehr Potential für einen Bokeh-Effekt als eine Kamera mit kleinerem APS-C-Sensor; Kompaktkameras oder Handys mit noch kleinerem Sensor liefern entsprechend weniger Bokeh, eigentlich nur noch bei Nahaufnahmen.
- Teleobjektive haben mehr Bokeh-Potential als Weitwinkelobjektive. Möchtest du dein Motiv vor unscharfem Hintergrund herausheben, wähle mindestens eine Normalbrennweite, besser eine leichte oder starke Tele-Einstellung.
- Je offener die Blende, desto unschärfer erscheint der nicht scharfgestellte Hintergrund. Blende 1,4 oder 2,8 liefern einen guten Bokeh-Effekt. Blende 8 oder 16 zeigen den Hintergrund dagegen viel schärfer.
Diese drei Faustregeln gelten auch kombiniert: Das stärkste Bokeh entsteht per Vollformatkamera mit einem starken Teleobjektiv, das du mit Offenblende nutzt, zum Beispiel mit Blende 2,8.
Bei Modeaufnahmen, die draußen und nicht im Studio stattfinden, siehst du genau das: Die Profis fotografieren mit Vollformatkameras und nutzen oft ein starkes Teleobjektiv mit 300 Millimeter Brennweite und weitester Blende 2,8. Das Objektiv allein kostet zwar je nach Hersteller 2500 bis 6000 Euro und wiegt rund zweieinhalb Kilo – aber so verschwimmt der Hintergrund perfekt, die Fotomodelle und ihre Kleidung heben sich deutlich ab.
Ebenfalls beliebt und immer noch Garanten für gutes Bokeh sind Zooms mit 70-200 Millimeter Brennweite bei Blende 2,8 – sie wiegen rund 1,5 Kilo und kosten 800 bis 2000 Euro.
Beim Bokeh Effekt kommt es auch auf die Details an
Gute technische Daten sind nicht alles. So hat eine Kamera vielleicht einen großen Sensor, aber ein lichtschwaches Objektiv. Da liefert dann eine andere Kamera mit kleinerem Sensor mehr Unschärfe, sofern das Objektiv eine deutlich weiter geöffnete Blende besitzt (zum Beispiel Blende 1,4 statt 3,3).
Und auch die genaue Art der Unschärfe diskutieren Fotofreunde intensiv: Die entstehenden Unschärferinge fallen je nach Optik kreisförmig, oval oder eckig aus. Kreisförmig gilt als erstrebenswert. Die Objektivhersteller unterstützen diesen Trend durch Objektivblenden mit elf oder neun statt sechs Lamellen – das vermeidet eckige Unschärferinge. Je nach Objektiv entsteht um den Unschärfering herum zudem noch eine helle Kontur, die viele Bildgestalter gerne vermeiden würden.
Vorsicht bei der Blendenwahl für Bokeh
Wer Kamera und Objektiv schon hat, beeinflusst die Unschärfe nur noch mit der Blende: Schalte die Kamera zum Beispiel auf Zeitautomatik; die Funktion heißt auch Blendenvorwahl und wird auf dem Drehschalter der Kamera meist mit A bezeichnet. Nun legst du die Blende von Hand fest, die Kamera errechnet dazu automatisch die passende Belichtungszeit.
Für maximales Bokeh stellen viele Fotografen die am weitesten offene Blende ein, je nach Objektiv zum Beispiel 1,4, 1,8, 2,8 oder 3,3. Allerdings: Bei ganz geöffneter Blende bieten die meisten Objektive nicht ihre volle Leistung. So erscheint zum Beispiel das ohnehin scharfgestellte Hauptmotiv noch etwas schärfer, wenn du nicht mit größtmöglicher Blende fotografierst. Für beste Schärfe im Hauptmotiv solltest du die Blende oft etwas schließen, zum Beispiel von 1,4 auf 2,0 oder von 2,8 auf 4,0.
Und nicht nur die Bildschärfe leidet bei komplett geöffneter Blende. Bei ganz geöffneter Blende entstehen auch andere Fehler wie etwa Randabschattung (Vignettierung) oder störende Farbsäume (chromatische Aberration). Eventuell wirkt bei Offenblende sogar die komplette Aufnahme ein bisschen weich und kontrastarm. Es gibt Objektive mit Riesenblenden wie 1,2 oder sogar 0,95 – das verspricht zwar starken Bokeh-Effekt, doch die Gesamtschärfe enttäuscht bei Maximalblende, so dass man doch etwas abblendet.
Bietet deine Kamera keine Blendenvorwahl, erreichst du eine weit offene Blende für gutes Bokeh auch mit Motivprogrammen für Sport oder Portrait. Stellst du die Kamera dagegen auf Landschaft oder Architektur, blendet das Gerät meist ab und erzeugt so einen relativ detailreichen Hintergrund, der kaum Weichzeichnung zeigt.
Der Bildaufbau entscheidet beim Bokeh Effekt mit
Über schön unscharfen Hintergrund entscheiden nicht nur Objektiv und Kamera – wichtig ist auch der Bildaufbau: Erzeuge viel Abstand zwischen Hauptmotiv und Umgebung. Entferne zum Beispiel dein Portraitmodell weiter von einer Wand oder von Pflanzen; der Hintergrund erscheint dann im Foto unschärfer. Achte auch bei Makrofotos darauf, dass dein Hauptmotiv weit vom Hintergrund entfernt ist.
Und: Besonders reizvoll wirkt Unschärfe, die durch Unschärferinge aufgelockert wird. Diese Unschärferinge entstehen besonders bei hellen Lichtpunkten in dunkler Umgebung. Einen schönen Bokeh Effekt erhältst du also zum Beispiel in diesen Situationen:
- Lichter in der Nacht
- Lichtreflexe auf Wasser, Glas oder Metall
- Gegenlicht in Blattlaub und anderen teils durchlässigen Motiven
Teste generell verschiedene Anordnungen und Kamerapositionen. Prüfe auch, wie sich die Unschärfe-Ringe verändern, wenn leicht abblendest (zum Beispiel von 2,8 auf 4,0). Weitere Möglichkeiten für gezielt verteilte Unschärfe bieten Spezialobjektive, zum Beispiel Tilt-Shift-Optiken, die ursprünglich für unverzerrte Architekturfotos gedacht waren, oder günstige Effektobjektive wie Lensbaby.
Teste Bokeh-Effekte per Internet
Auf den Internetseiten der Kamera- und Objektivhersteller lassen sich per Schieberegler unterschiedliche Zoomstufen und Hintergrund-Unschärfen simulieren. Stell vorab die Sensorgröße ein, dann experimentierst du virtuell, wie Blende und Brennweite deine Bildwirkung beeinflussen.
Auf diesen Seiten kannst du austesten, mit welcher Blende und welcher Brennweite du welches Ergebnis erzielen kannst – also mit welchen Einstellungen du einen starken oder weniger starken Bokeh-Effekt erzielst:
Samyang
Canon
So kannst du am Handy den Hintergrund verschwommen machen
Ursprünglich erlaubten Foto-Handys kaum Bokeh, wegen der zu kleinen Sensorfläche. Doch speziell mit neueren Top-Handys kannst du durchaus den Hintergrund verschwommen machen: So haben die teuersten Handys relativ weite Blendenöffnungen wie 1,6 und zudem relativ große Sensoren schon aus dem Bereich der Kompaktkameras, zum Beispiel mit der Sensorgröße 1/1,7 Zoll. Deutliche Hintergrundunschärfe entsteht so zumindest bei nahgelegenen Motiven – probiere es mit einer Blüte oder Kaffeetasse.
Wichtig: Tippe dein Hauptmotiv vor dem Fotografieren auf dem Bildschirm an, so dass dein Handy an der richtigen Stelle scharfstellt.
Neuere Handys der Oberklasse bieten außerdem eine Funktion, die je nach Hersteller Live-Fokus oder Blende heißt: Erst fotografierst du, und anschließend kannst du per Regler den Foto-Hintergrund unscharf machen. Dazu zeigst du das Bild in der Galerie an und tippst auf das Symbol für die nachträgliche Regelung der Hintergrundunschärfe.
Du kannst den Bokeh-Effekt schon bei der Aufnahme regeln; doch viel bequemer kümmerst du dich erst später darum. Das eignet sich auch für stimmungsvolle Portraits mit duftig verwischtem Hintergrund – allerdings wirkt die Hintergrund-Unschärfe nicht immer realistisch, und manchmal erscheint sie völlig unpassend auch im Hauptmotiv.
Bokeh-Effekt per Computerprogramm
Du kannst die Hintergrund-Unschärfe auch nachträglich mit einem Bildprogramm am Computer erzeugen.
Das Verfahren wirkt zunächst übersichtlich:
- Du wählst den Hintergrund um das Hauptmotiv herum aus, zum Beispiel mit dem Schnellauswahl-Werkzeug.
- Du lässt einen Weichzeichner-Filter über den ausgewählten Hintergrund laufen.
Doch ganz so leicht ist es nicht: Bei manchen Hintergründen ändert sich der Abstand zum Hauptmotiv über die Bildfläche hinweg, zum Beispiel bei einem schräg von oben fotografierten Tisch. In diesem Fall musst du im Bildprogramm einen sogenannten Alphakanal mit einem Graustufenverlauf anlegen. Der Verlauf steuert, wie stark die Weichzeichnung in welcher Bildregion ausfällt.
Und: Ein üblicher Weichzeichner wie der bekannte „Gaußsche Weichzeichner“ erledigt die Aufgabe nicht gut. Der Hintergrund verschwimmt zwar; aber das Ergebnis wirkt lasch, vor allem weil dieser Weichzeichner Lichter verschluckt und so den Kontrast senkt. An zauberhafte Lichtringe um Gegenlichtpunkte herum ist gar nicht zu denken.
Schönes Bokeh mit der Weichzeichnergalerie
Darum solltest du am Computer einen speziellen fotografischen Weichzeichner-Effekt verwenden. Exzellente Bokeh-Ergebnisse erhältst du mit Photoshop CC. Dort öffnest du das Untermenü Filter, Weichzeichnergalerie. Wir testen hier die Unterfunktion Tilt-Shift.
Hebe den Weichzeichnen-Wert oben rechts deutlich an, zum Beispiel auf 130 Pixel, so dass du einen starken Effekt erkennst. Anschließend verschiebst du die Linien über dem Bild, bis die gewünschten Bildzonen verschwimmen.
Der Trick kommt erst jetzt: Nutze innerhalb des Dialogfelds den Bereich „Effekte“. Dort hebst du den Wert Bokeh-Lichter stark an, auf 55 Prozent. Die hellen Bildbereiche fressen nun erst einmal völlig aus, denn der Regler Helligkeitsbereich zeigt ja auch den Abschnitt von 191 bis 255 an, also ganz helle Bildpunkte. Diese Werte änderst du jetzt: Stelle als Helligkeitsbereich zum Beispiel 138 bis 141 ein. Damit erscheinen schöne Weichzeichner-Kreise in den Mitteltönen, und die hellsten Bildpartien erscheinen nicht mehr übertrieben grell.
Jetzt hast du viele Möglichkeiten zum Experimentieren: Verschiebe, verkleinere oder erweitere den Helligkeitsbereich und ändere auch die Werte Bokeh-Lichter und Weichzeichnen. Dabei gilt der Grundsatz: Je höher der Wert Bokeh-Lichter steigt, desto enger fasst du den Helligkeitsbereich.
Der Regler Bokeh-Farbe erzeugt mehr Farbsättigung in den Bokeh-Kreisen. Das wirkt manchmal attraktiv in Kunstlicht-Aufnahmen, zum Beispiel in nächtlichen Städten. Bei reinen Tageslichtfotos wie in unserem Gartencafé solltest du den Wert Bokeh-Farbe dagegen nicht anheben.
Nun viel Spaß beim Ausprobieren, ob du schon beim Fotografieren den zauberhaften Bokeh-Effekt erzeugen oder im fertigen Foto den Hintergrund verschwommen machen möchtest!
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