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Ganz nah dran – Tipps für die Makrofotografie

Lesedauer: Ø 17 Min

Nach den tristen Wintermonaten erwacht die Natur innerhalb weniger Tage zu neuem Leben. Genauso schnell sind manche Blüten wieder verschwunden, also nichts wie raus, um die vergänglichen Schönheiten in einem Bild zu verewigen!
Egal zu welcher Jahreszeit Sie auf die Jagd nach kleinen Motiven gehen: Hier erfahren Sie, welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Ihre Fotos gelingen. Selbst wer keine Makroausrüstung hat, kann Blumenmotive durch geschickte Bildgestaltung optimal in Szene setzen.

Die Makro-Ausrüstung

Sie sind wunderschön, aber sie sind klein und nah am Boden. Natürlich kann man Blumen immer auch von oben nach unten fotografieren, aber ihre volle Schönheit kommt dabei nicht zur Geltung. Wer schon einmal versucht hat, die winzigen Blümchen abzulichten, die im Frühjahr ihre bunten Köpfe der Sonne entgegenstrecken, weiß, dass man dazu einen tiefen Aufnahmestandpunkt einnehmen muss. Für einen formatfüllenden Bildausschnitt muss man außerdem ganz nah ran. Es sieht merkwürdig aus, aber erfahrene „Blümchenfotografen“ legen sich flach auf den Boden, um die optimale Perspektive einzunehmen. Eine Unterlage, die Kleidung vor Schmutz und Feuchtigkeit schützt, gehört zur Standardausrüstung des engagierten Blumenfotografen. Wer nicht so beweglich ist, wird eine Kamera mit Klapp- oder Schwenkmonitor zu schätzen wissen. Damit behält man das Motiv im Blick und kann aus der Hocke fotografieren.

Klein und ganz weit unten

Besitzer von Kompakt- und Superzoomkameras sind bei der Makrofotografie im Vorteil: Hier genügt es meist, den Makromodus einzuschalten, und schon können Sie sich dem Motiv bis auf wenige Zentimeter nähern. Die geringen Aufnahmeabstände sind allerdings nur möglich, wenn sich die Kamera im Weitwinkelmodus befindet. Sobald Sie zoomen, müssen Sie den Abstand zum Motiv vergrößern.
Der Nachteil am Weitwinkel ist der große Bildwinkel, d.h. obwohl Sie ganz nah dran sind, ist immer noch sehr viel von der Umgebung zu sehen. Achten Sie deshalb sehr genau auf das Umfeld und den Hintergrund. Mit einer längeren Brennweite verringert sich der Bildwinkel, Sie können störende Elemente leichter aus dem Bild verschwinden lassen. Wenn Sie sehr kleine Motive fotografieren, ist eine Blüte im Verhältnis zur Gesamtbildgröße womöglich immer noch zu klein. Auch das Zoom reicht manchmal nicht, weil der Mindest-Aufnahmeabstand eingehalten werden muss. In so einem Fall helfen Nahlinsen, die Sie vor dem Kameraobjektiv montieren. Mehr dazu erfahren Sie im Abschnitt nützliches Zubehör.

Weitwinkel-Modus Blumen Fotoluchtdistanz Schmetterling Foto
Weitwinkelmodus: Eine schöne Umgebung darf immer mit ins Bild. Ein tiefer Aufnahmestandpunkt und die Bildaufteilung nach der Drittelregel sorgen für interessante Bilder. Hier wurde zusätzlich die Drei-Farben-Regel angewendet. Fluchtdistanz: Für Aufnahmen von Insekten sind längere Brennweiten sinnvoll. Belichtungszeit und Blende entscheiden über die Schärfe, aber Sie müssen auch auf den richtigen Punkt scharfstellen.

Wer eine Spiegelreflexkamera oder eine spiegellose Systemkamera benutzt, kommt mit normalen Objektiven generell nicht nah genug an winzige Motive. Manche Zoomobjektive haben eine Makrostellung, aber auch die reicht nicht immer. Mit den bereits erwähnten Nahlinsen oder einem Makro-Konverter, der zwischen Kameragehäuse und Objektiv angesetzt wird, rüsten Sie Ihre Kamera preisgünstig auf. Teurer, aber für Makro-Enthusiasten unverzichtbar sind Makroobjektive, die speziell für den Nahbereich konstruiert sind. Der höhere Anschaffungspreis macht sich in der Bildqualität bemerkbar. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Brennweiten: Ob ein 60 oder 100 mm Makro besser ist, hängt davon ab, welche Motive Sie am liebsten fotografieren. Je geringer die Brennweite (kleinere mm-Angabe), desto näher müssen Sie ans Motiv gehen. Insekten nehmen Reißaus, wenn man ihnen zu nahe kommt, daher spricht man auch von der „Fluchtdistanz“. Bei einer längeren Brennweite ist die Fluchtdistanz größer, Aufnahmen von Tieren gelingen besser. Ein weiterer Vorteil: Man ist sich selbst nicht im Weg, Objektiv und/oder Fotograf werfen keinen Schatten aufs Motiv.

Gestalten Sie Ihr Bild

Bevor ich zu den technischen Finessen komme, möchte ich Ihnen Mut machen: Fotografieren Sie. Vor allem wenn Sie Anfänger sind, ist es wichtig Erfahrungen zu sammeln. Dazu gehört vor allem ein „fotografischer Blick“. Wie Sie Ihre Blumenmotive fotografieren, hängt davon ab, welche Absicht Sie verfolgen. Die ganze Bandbreite von dokumentarisch bis künstlerisch steht Ihnen zur Verfügung. Geht es um biologische Besonderheiten oder um die ästhetische Wirkung – vielleicht um beides?

Schärfe Blüte an AstGegenlicht Fotografie Blüte
Äste mit Blüten sind eine Herausforderung: Ganz schnell wird ein Zweig im Hintergrund zum störenden Element oder ein wichtiger Teil des Motivs befindet sich nicht mehr in der Schärfentiefezone. Fangen Sie weniger komplexen Motiven an oder wählen Sie einen engen Bildausschnitt.Keine Angst vor Gegenlicht: Fotografieren Sie Ihr Motiv aus verschiedenen Richtungen, um ein Gefühl für die Lichtsituation und die unterschiedliche Bildwirkung zu erhalten.

Licht: Schauen Sie sich an, das Motiv, die Sie fotografieren wollen, beleuchtet ist. Vielleicht gibt es einen kleinen Lichtkranz am Rand eines Blattes, der das Motiv an dieser Stelle besonders interessant macht. Nutzen Sie Situationen, in denen Gegenlicht die zarten, oft transparenten Blüten zum Leuchten bringt.

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Perspektive: Nähern Sie sich dem Motiv aus allen Richtungen. Perspektivwechsel bringen immer Abwechslung in Ihre Bildserie. Das Licht kommt aus einer anderen Richtung, wenn Sie das Motiv von der anderen Seite fotografieren, auch der Hintergrund verändert sich. Vermeiden Sie unattraktives Beiwerk, den kahlen Boden oder störende Elemente neben dem eigentlichen Hauptmotiv. Fotografieren Sie mal von oben, mal seitlich und vielleicht sogar aus der Froschperspektive, von unten – wenn es das Motiv noch zulässt. Gänseblümchen von unten sieht man seltener als von oben. Untypische Ansichten machen Ihre Bilder zum Hingucker.

Bildausschnitt: Ein formatfüllender Bildausschnitt gehört zu den Grundregeln der klassischen Makrofotografie. Das bedeutet nichts anderes als dass Ihr kleines Hauptmotiv den größten Teil des Bildes einnehmen sollte. Wenn Sie keine Makro-Ausrüstung haben, üben Sie mit größeren Blüten. Ihre Kamera bietet unterschiedliche Bildformate, die Sie schon beim Fotografieren oder später in der Nachbearbeitung anwenden können. Wie wäre es mit einem quadratischen Bild (1:1) – oder mit dem breiten 16:9? Jedes Motiv ist anders, zeigen Sie verschiedene Variationen im Hoch- und Querformat.

Lichtkreise FotografieFarbkontrast Blüten Makro
Wenn Sie Ihr Hauptmotiv nicht formatfüllend in Szene setzen können, gibt es noch andere gestalterische Möglichkeiten. Hier sind es die Lichtkreise, die für einen interessanten Effekt sorgen.Drittelregel, Farbkontraste und wechselnde Bildformate sorgen für Abwechslung.

Bildgestaltung: Wie in anderen Bereichen der fotografischen Bildgestaltung gilt auch hier: Die Bildaufteilung nach den Regeln des Goldenen Schnitts (verkürzt Drittelregel) führt zu interessanteren Bildern.
Bei Blüten, die oft kreisrund sind, tendiert man beinahe automatisch zu einer mittigen Anordnung. Versuchen Sie trotzdem eine Lösung zu finden, wie Sie das runde Element etwas aus der Mitte herausbekommen. Wagen Sie Anschnitte, gehen Sie lieber noch etwas näher ran, bis die Blüte die gesamte Bildfläche füllt. Oder gehen Sie weiter weg, und prüfen Sie, ob Sie anstatt einer einzelnen Blüte noch eine zweite oder dritte im Bild seitlich und hinter der ersten platzieren können. Bei genauer Fokussierung und einem schönen Schärfeverlauf bekommt Ihr Blumenfoto auf diese Weise eine räumliche Tiefe und wird interessanter. Es spricht auch nichts dagegen, eine schöne oder kontrastierende Umgebung ins Bild zu integrieren. Zeigen Sie, wo die Blume wächst, wo die Insekten ihr Futter finden.

Autofokus Blüten FotoKontrast Fotografie Schneeglöckchen
Drei Typische Fehler: Der Autofokus hat am Hauptmotiv vorbeigezielt. Der unruhige Hintergrund eignet sich nicht für eine Aufnahme aus dieser Perspektive und die Lichtsituation ist generell nicht sehr reizvoll. Mit einem kleinen faltbaren Goldreflektor können Sie Schatten lebendiger machen – wenn der Rest des Bildes passt.Trick: Ein hinter dem Schneeglöckchen aufgestellter schwarzer Karton (A4) lässt das Naturmotiv aussehen, als wäre es in einem Studio fotografiert. Damit das schwarze Blatt so dunkel wird, muss die Belichtungsmessung auf die Pflanze abgestimmt werden, z.B. über die Spotmessung oder mithilfe einer Belichtungskorrektur nach Minus.

Denken Sie in Serien: Bei der Motivsuche können Sie sich an Farben orientieren: Rote Blüten, gelbe Blüten, violette Blüten usw. Arbeiten Sie mit klassischen Farbkontrasten: Rot-Grün, Gelb oder Orange im Gegensatz zu Blau. Eine gelbe Blume vor einer blauen Wand oder einer blau schimmernden Wasseroberfläche. Entwickeln Sie ein Konzept, bei dem Sie ggf. ganz bewusst die Regeln brechen: Alle runden Blüten von oben und genau mittig platziert: Was als Einzelfoto nicht wirkt, bekommt in der Präsentation mit neun quadratischen Bildern eine ganz andere Wirkung.

Die technische Seite

Die große Herausforderung in der Makrofotografie ist die Bildschärfe. Damit Fotos generell scharf werden, darf die Belichtungszeit nicht zu lang sein, sonst kommt es zu Verwacklungen. Viele Makrofotografen greifen generell zum Stativ, weil die meisten Motive unbeweglich sind. Sie haben also genug Zeit, die Kamera und das Stativ einzurichten. Sie können mit niedrigem ISO-Wert fotografieren und stärker abblenden ohne zu verwackeln.
Sobald sich im Motiv etwas bewegt, z.B. ein Schmetterling oder eine Biene, muss die Belichtungszeit – auch mit Stativ – so kurz sein, dass keine Bewegungsunschärfe entsteht. Auch an windigen Tagen ist Vorsicht geboten: Leichte Bewegungen des Motivs lassen es im Bild verwischen, wenn die Belichtungszeit zu lang ist. Ein Effekt, den man auch bewusst einsetzen kann, um malerische Fotos zu erzeugen. Die Faustregel für verwacklungsfreie Bilder lautet: Die Belichtungszeit sollte kürzer sein als der Kehrwert der verwendeten Brennweite, also bei 100 mm 1/100 s. Ein Bildstabilisator im Objektiv oder in der Kamera ist beim Arbeiten ohne Stativ von großem Nutzen.

Am einfachsten ist die klassische Makrofotografie, wenn Sie gute Lichtverhältnisse haben, also viel Licht. Bei einer Belichtungszeit von 1/500 oder 1/1000 s werden bewegte Motive in der Bewegung eingefroren und die Verwacklungsgefahr ist minimal. Bei großer Helligkeit können Sie bequem aus der Hand fotografieren. Vermeiden Sie es trotzdem, hinter Insekten herzujagen. Die beste Strategie ist es, an einem für Fotograf und Insekt gleichermaßen interessanten Ort auszuharren, und zu warten, bis sich das Insekt an die Stelle begibt, die für Ihr Foto optimal ist.

Schärfe Lavendel BildBiene auf Blüte Makro
Selektive Schärfe: Über die Blende steuern Sie den Schärfeverlauf im Bild. Scharfgestellt wird auf das Hauptmotiv, davor und dahinter dehnt sich die Schärfentiefezone aus. Eine offene Blende (kleine Blendenzahl) erzeugt eine geringe, oftmals zu kleine Schärfentiefezone.Beim Arbeiten mit dem Stativ legen Sie den Bildausschnitt und die Kameraeinstellungen vorher fest. Dann müssen Sie auf Insekten warten, die sich auf der Blüte niederlassen.

Die Blende steuern

Der zweite wichtige Faktor in Sachen Bildschärfe ist eine exakte Fokussierung. Für alle Kameras gilt: Achten Sie sehr genau, ob Ihr Autofokus wirklich auf den richtigen Punkt scharfstellt. Oftmals zielt er leicht daneben, erwischt einen Stängel oder Halm hinter dem eigentlichen Motiv. An den meisten Kameras kann man hierzu die Autofokussteuerung umstellen. Im Normalbetrieb arbeiten viele Fotografen mit einer AF-Steuerung, die mit mehreren Messfeldern arbeitet. Hier entscheidet die Kamera, worauf sie scharfstellt. Gerade im Nahbereich geht das schnell daneben. Mit nur einem einzelnen AF-Punkt, den Sie exakt auf die Stelle richten, die im Foto scharf werden soll, sind Ihre Erfolgsaussichten höher. Bei unbewegten Motiven ist das Scharfstellen von Hand (Manueller Fokus) eine weitere Alternative.

Richtig scharfstellen

Die dritte Hürde, die Sie meistern müssen, ist die Ausdehnung der Schärfentiefezone. Die Blendeneinstellung an Ihrem Objektiv entscheidet darüber, wie weit sich der Schärfebereich ausdehnt. Je weiter Sie die Blende schließen, desto größer ist die Schärfentiefe. Im Weitwinkelmodus wirken Bilder insgesamt schärfer. Das ist nicht unbedingt besser, denn schöne Makrofotos wirken durch die sogenannte selektive Schärfe. Damit ist gemeint, dass das Hauptmotiv knackig scharf ist, während der Hintergrund in diffuser Unschärfe verschwimmt. Sobald Sie zoomen oder eine längere Brennweite einsetzen, verringert sich die Schärfentiefezone. In der Makrofotografie ist sie besonders gering, darum ist genaues Fokussieren extrem wichtig.

Bei lichtstarken Objektiven können Sie die Blende weit öffnen. Niedrige Blendenwerte von 2,8 signalisieren eine offene Blende, bei der die Schärfentiefezone im Bild sehr gering ausfällt. Im Makrobereich ist der Einsatz einer offenen Blende oft kritisch. Vielleicht wird nur die Kante eines Blütenblatts wirklich scharf, obwohl man eigentlich das gesamte Blütenblatt scharf abbilden wollte. Schließen Sie die Blende. Die Abbildungseigenschaften eines Objektivs sind ohnehin optimal, wenn Sie 2-3 Stufen abblenden, also z.B. f5,6 statt f2,8 verwenden.

Foto Objektiv

Vorne oder an der Seite des Objektivs finden Sie die technischen Daten. Die Millimeterangabe steht für die Brennweite, danach folgt die Angabe für die Lichtstärke. Bei Zoomobjektiven stehen dort oft zwei Werte, z.B. f3,5 – 5,6. Das bedeutet, dass Sie nur in der Weitwinkelstellung f3,5 verwenden können, sobald Sie zoomen verringert sich die Anzahl verfügbarer Blendenstufen.

 

Durchgängige Schärfe

Selbst bei maximalem Abblenden ist es nicht immer möglich, ein Motiv durchgehend scharf abzubilden. Dann müssen Sie bewusst Schwerpunkte setzen.
Bei absolut unbewegten Motiven kann man durch sogenanntes Focus-Stacking per Bildbearbeitung nachträglich für maximale Schärfentiefe sorgen. Dazu müssen dann aber mehrere Aufnahmen angefertigt werden, die alle mit derselben Blendeneinstellung aber mit unterschiedlich gesetztem Fokuspunkt aufgenommen werden – eine Arbeit für Tüftler.

Schärfe überprüfen – noch vor Ort!

An vielen Kameras gibt es eine Abblendtaste, mit der Sie die Blendenwirkung im Sucher überprüfen können. Einfach ist das nicht, das muss man ein bisschen üben, denn der Druck auf die Taste verdunkelt das Motiv vorübergehend. Wenn Ihre Kamera keine solche Funktion hat, oder Sie damit nicht auf Anhieb zurechtkommen, sollten Sie spätestens nach der Aufnahme in der Bildwiedergabe prüfen, ob die Schärfe richtig sitzt. Zoomen Sie in das Bild hinein und navigieren Sie an die Stelle des Motivs, auf die es ankommt. Nur in der vergrößerten Ansicht ist am Kameramonitor eine halbwegs stimmige Beurteilung der Schärfe möglich.

Welcher Kameramodus ist der beste?

Experten empfehlen den Modus M. Hier steuern Sie alle Parameter selbst, aber Sie müssen auch darauf achten, dass das Foto insgesamt korrekt belichtet wird.
Für Einsteiger ist der Modus Av/A ebenfalls geeignet. Sobald Sie die Blende schließen (große Blendenzahl, kleine Öffnung, mehr Schärfentiefe), verlängert sich die Belichtungszeit. Die Kamera erhöht dabei auch den ISO-Wert, wenn dieser auf Automatik eingestellt ist.
Der Modus P arbeitet meist mit offener Blende, und erhöht den ISO-Wert, um verwacklungsfreie Belichtungszeiten zu erzielen. Im Modus Tv/S legen Sie die Belichtungszeit fest. Dadurch haben Sie nur indirekt Einfluss auf die Blende und können die Schärfentiefe nicht so exakt auf das Motiv abstimmen.
Egal für welchen Modus Sie sich entscheiden: Sie müssen immer ein Auge auf die am Monitor oder im Sucher eingeblendeten Kameraparameter haben. Die Belichtungszeit und die Blende sind wichtiger als der ISO-Wert. Ein leichtes Rauschen lässt sich korrigieren, Verwacklung – Effekt der Belichtungszeit – und mangelnde Schärfentiefe – Effekt der Blende – sind (noch) nicht korrigierbar.

AF-Steuerung FotoManueller Modus Screenshot
AF-Steuerung: Benutzen Sie einen einzelnen Autofokuspunkt zum Scharfstellen oder justieren Sie die Entfernung manuell.Im Modus M müssen Sie alle Einstellungen selbst regeln. Egal welcher Modus: Behalten Sie stets die Kombination aus Belichtungszeit und Blende im Blick.

Nützliches Zubehör

Nahlinsen, die es in unterschiedlicher Stärke gibt, werden auf dem Filtergewinde des Standardobjektivs aufgeschraubt und ermöglichen vergrößerte Abbildungen. Die Dioptrienanzahl gibt Auskunft über den Vergrößerungsfaktor: +3 Dioptrien vergrößert stärker als +1. Eine andere Option sind Zwischenringe, die zwischen Kameragehäuse und Objektiv angebracht werden. Im Gegensatz zu den Nahlinsen wirkt sich ihr linsenfreier Aufbau wirkt nicht auf die Qualität des Objektivs aus. Wenn Sie noch nicht so genau wissen, ob Ihnen die Makrofotografie Spaß macht, sind diese Alternativen eine preiswerte Lösung. Bei Kompaktkameras sind Nahlinsen die einzige Möglichkeit, um mit dem Tele näher ans Motiv zu kommen.
Umkehrringe werden ebenfalls am Kameragehäuse montiert, das Objektiv wird jedoch mit der Vorderseite („in Retrostellung“) angesetzt. Das sieht ungewohnt aus und erschreckt vielleicht so manchen Kamerabesitzer, denn nun liegt der Teil des Objektivs, der normalerweise im Kameragehäuse verschwindet, offen und ist auf das Makromotiv gerichtet. Das Arbeiten mit Umkehrringen ist mühsam, denn Sie können nicht wie gewohnt scharfstellen. Nur über den Aufnahmeabstand lässt sich die Schärfe regeln – nicht sehr komfortabel. Zudem müssen Sie im Freien gut auf Ihr Objektiv aufpassen und etwaige Verschmutzungen der hinteren Glaslinse tunlichst vermeiden.

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Makro Linse FotoUmkehr Ring Foto
Nahlinsen wie die von Raynox sind eine preiswerte Alternative zum Makroobjektiv. Sie lassen sich auch an einigen Kompaktkameras einsetzen. (Bild vom Hersteller Raynox)Der Umkehrring wird zwischen Objektiv und Kameragehäuse eingesetzt. Die optische Qualität ist besser als bei der Nahlinse. Die Übertragung der elektronischen Signale ans Objektiv ist nicht immer gewährleistet. Lassen Sie sich im Fachhandel beraten. (Bild vom Hersteller Tinxi)

Blitzen im Makromodus ist meistens keine gute Idee. Die Kamera ist zu nah am Objekt, der eingebaute Kamerablitz schießt über das Motiv und wirft das Objektiv wirft gelegentlich einen Schatten auf das, was man fotografieren wollte. Die einzige Lösung hier: Zoomen und blitzen. Dann trifft das Licht aufs Motiv, aber die Lichtstimmung ist oft bescheiden. Deshalb gibt es für den Makrobereich spezielle Makroblitzgeräte. Sie werden am Objektiv angebracht und meist per Kabel mit dem Blitzschuh der Kamera verbunden. Eine preiswerte Lösung sind LED-Vorsätze, deren Licht nicht so hell ist. Der Vorteil daran: Das Dauerlicht ist auch verfügbar, während Sie durch den Sucher schauen. Sie können die Lichtwirkung auf dem Motiv schon vorher beurteilen, beim Blitzen erst hinterher.

Handliche Aufheller, die in jede Fototasche passen, helfen Ihnen dabei, schöne Lichtakzente in Ihr Motiv zu bringen. Voraussetzung ist eine halbwegs helle Umgebung. Selbst bei bedecktem Himmel kann man mit einem Reflektor etwas Licht in die Schattenbereiche eines Motivs bringen. Bei Sonne gilt das umso mehr. Aus Gold- oder Alufolie können Sie sich kleine Aufheller selbst basteln. Die Oberfläche sollte nicht glatt sein, sonst wirkt sie wie ein Spiegel und die reflektierten Lichter werden zu groß.

Dreibeinstativ FotoLED-Ringleuchte
Ein Dreibeinstativ bietet die größte Stabilität, aber für Makroaufnahmen in Bodennähe muss die Mittelsäule umkehrbar sein. (Bild vom Hersteller Manfrotto)LED statt Makroblitz: Mit dem batteriebetriebenen Vorsatz erhalten Sie ein Dauerlicht zum Beleuchten Ihres Motivs. (Bild vom Hersteller Delamax)

Stative sind normalerweise dafür ausgelegt, dass man Motive aus Brust- oder Augenhöhe fotografiert. Für Motive in Bodennähe benötigen Sie ein Stativ, bei dem die Mittelsäule umgekehrt eingesetzt oder in alle Richtungen frei bewegt werden kann. Kleine Kissen, sogenannte Bohnensäcke, sind eine bequeme Alternative. Beim Arbeiten mit fixierter Kamera wird der Bildstabilisator ausgeschaltet, an Spiegelreflexkameras sorgt die Spiegelvorauslösung dafür, dass die Kamera auf dem Stativ nicht vibriert. Ein Fernauslöser oder Selbstauslöser hilft beim berührungslosen Auslösen. Wenn Sie mit der Liveview-Vorschau arbeiten, ist der Spiegel bereits hochgeklappt. Ihre Kamera verbraucht dabei viel Strom, darum sollten Sie einen Ersatzakku dabei haben.

Makro mal anders

Makroaufnahmen sind eine Spielart der Fotografie, bei der jeder schnell an Blumen und Insekten denkt. Beides findet man vor allem im Freien, aber es spricht auch nichts dagegen, sich die Motive ins Haus zu holen. Auf dem Balkon oder an einem hellen Fenster können Sie sich auf einen Stuhl setzen, das Motiv auf den Tisch oder die Fensterbank stellen, und etwas bequemer arbeiten als bäuchlings im Blumenbeet.
Wenn es mit der Schärfe nicht so recht klappt, dann experimentieren Sie mit dem Gegenteil. Es gibt viele Leute, die weiche, romantische Bilder lieben. Gestalten Sie diffuse Farbflächen, bei denen man gerade noch ahnen kann, dass es sich um eine Blüte handeln könnte. Spielen Sie mit den Kameraeinstellungen: In den Kreativprogrammen von Kompakten gibt es häufig eine Funktion für den Spielzeugeffekt. Dabei wird der Schärfebereich auf ungewohnte Weise verändert. Auch bei den Farben können Sie experimentieren. Blumen im Schwarzweißmodus können zu stilisierten Kunstwerken mutieren. Der einzige Nachteil: Die Farbe kommt bei den meisten Kameras nicht wieder, wenn man S/W einstellt. Nachträgliches Entfärben im Bildbearbeitungsprogramm ist immer besser, weil Sie dort die Schwarzweißumsetzung feiner steuern können.
Und natürlich gibt es auch Spielereien wie das selektive Entfärben. Entdecken Sie die Möglichkeiten Ihrer Kamera und lassen Sie sich nicht einreden, dass ein „richtiger Fotograf“ so etwas nicht macht. Viel wichtiger ist, ob Sie mögen, was aus der Kamera kommt.

Miniatur Gegenlicht FotoWassertropfen Makro Foto
Miniaturfigur Ton in Ton: Gegenlicht und eine leichte Überbelichtung sorgen für die diffuse Atmosphäre. Die Figur ist im Goldenen Schnitt platziert.Wolken spiegeln sich in hängenden Wassertropfen: Mit dem Makroobjektiv werden Kleinigkeiten zu etwas Besonderem.

Coole Bilder

Makro muss nicht automatisch heißen, dass Sie Blümchen fotografieren. Es gibt unzählige Gegenstände, die so klein sind, dass man sie nur durch Makrofotografie abbilden kann. Ich liebe Blumen, aber ich fotografiere nur selten Naturmotive mit der Naheinstellung meiner Kamera. Kleine Luftbläschen im Mineralwasserglas, funkelnde Kristalle einer Wohnzimmerlampe, Spielzeugfiguren und ganz banale Alltagsgegenstände werden bei genauem Hinsehen zu ästhetischen oder skurrilen Objekten, die Küchenschublade zum Abenteuerspielplatz. Wenn Sie sich umschauen, werden Sie sehen: die Welt ist voller Motive.

Viel Spaß beim Entdecken des Mikro- und Makrokosmos!

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